Das UNESCO-Register „Memory of Austria“ verzeichnet kulturell und historisch herausragende Dokumente und Sammlungen aus Österreich, darunter vier technikhistorische Bestände aus unserem TMW-Archiv.
Das 2014 von der österreichischen UNESCO-Kommission eingeführte Dokumentenregister ist eine nationale Sparte des internationalen Programms „Memory of the World“. Ziele des Programms sind die Bewahrung, der nachhaltige Schutz und der öffentliche Zugang zur vielfältigen österreichischen Dokumentenlandschaft. Aktuell beinhaltet das Register 80 Dokumentenbestände aus unterschiedlichen Kulturinstitutionen, darunter folgende bedeutende TMW-Archivbestände:
• die Sammlung zur Wiener Weltausstellung 1873
• die Fotosammlung Albert Stächelins zum Bau der Wiener Stadtbahn
• den Nachlass von Alois Negrelli
• den Nachlass von Josef Ressel
• den Nachlass von Viktor Kaplan
Die Sammlung zur Wiener Weltausstellung 1873
Die rund 300 Aufnahmen umfassende Fotosammlung dokumentiert das internationale Großereignis im Wiener Prater, an dem 53.000 Aussteller aus 35 Staaten teilnahmen. Die Bilder zeigen die Architektur des Weltausstellungsgeländes, die Rotunde, die Hallen, die Länder- und Firmenpavillons, die Restaurationen, die Bazare ebenso wie eine Vielzahl von Ausstellungs- und Kunstgegenständen. Von besonderer Bedeutung sind 64 Aufnahmen der Bauarbeiten, die als komplette Serie erhalten sind.
Zum Bestand der Wiener Weltausstellung gehören zudem über 200 Kataloge und Berichte der Teilnehmerländer, die den internationalen Wissenstransfer dieses Ausstellungsereignisses der Superlative dokumentieren.
Fotosammlung Albert Stächelins zum Bau der Wiener Stadtbahn (1894-1897)
Eine faszinierende Serie mit 48 großformatigen Fotografien und Panorama-Aufnahmen dokumentiert die Bauarbeiten in Wien entlang der Stadtbahnstrecken „Gürtellinie“ und „Wientallinie“. Die Aufnahmen wurden im Auftrag des Oberingenieurs der k. k. österreichischen Staatsbahnen Albert Stächelin für Präsentationszwecke angefertigt. Die Bilder aus den Jahren 1894 bis 1897 zeigen einen streckenweise kaum wiederzuerkennenden Stadtraum, die Regulierung des Wienflusses, die Errichtung von Stationen, Haltestellen, Brücken und Viadukten. Vom Bau der Stadtbahn sind trotz der Größe des Projekts nur wenige Fotografien erhalten.
Nachlass von Alois Negrelli (1799-1858)
Alois Negrelli (1799-1858) zählt zu den bedeutendsten Ingenieuren und einflussreichsten Verkehrsplanern der Habsburgermonarchie. Der rund 2.500 Archiveinheiten umfassende Nachlass dokumentiert das Leben und Wirken des österreichischen Verkehrsingenieurs, der sowohl zum Ausbau eines modernen Eisenbahnnetzes in Mitteleuropa wesentlich beigetragen hat als auch an der Projektierung des Suezkanals federführend beteiligt war. Aufgrund der Schlüsselrolle Negrellis bei der Planung des Suezkanals werden im Rahmen der TMW-Forschungsausstellung [Re]framing Colonial Infrastructures auch die Schattenseiten seiner „Pionierleistung“ thematisiert. Das Kapitel „Der Suezkanal als koloniale Infrastruktur“ ist der kolonialkritischen Beforschung von Korrespondenzen Negrellis zum Suezkanal im Kontext des informellen Imperialismus Österreichs im 19. Jahrhundert gewidmet.
Nachlass von Josef Ressel (1793-1857)
Der in Böhmen geborene Josef Ressel war ein Forstbeamter und ein vielseitiger Erfinder. Ressels bedeutendste Erfindung ist die Schiffsschraube, die einen wichtigen Beitrag für die Beschleunigung der Schifffahrt darstellte. Der Nachlass zählt zu den ältesten des TMW-Archivs und umfasst 560 handschriftliche Dokumente und Entwürfe aus Ressels beruflicher Tätigkeit sowie zu seinen vielfältigen Erfindungen. Das Quellenmaterial wurde anlässlich der Vorbereitungen der 100-Jahr-Feier zu Ehren Josef Ressels 1893 im Technologischen Gewerbemuseum (einem Vorläufermuseum des Technischen Museums Wien) gesammelt.
Nachlass von Viktor Kaplan (1876-1934)
Viktor Kaplan war Professor für Maschinenbau und Erfinder der nach ihm benannten Kaplan-Turbine. In jahrelanger Forschungsarbeit entwickelte Kaplan eine leistungsfähige Wasserturbine, die eine Effizienzsteigerung vor allem bei Flusskraftwerken bewirkte und bis heute weltweit im Einsatz ist. Der Nachlass umfasst ca. 1.400 technische Zeichnungen und 72 Kartons mit Lebensdokumenten, Korrespondenzen, Unterlagen zum Turbinenlaboratorium in Brünn, Versuchsprotokollen diverser Turbinenanlagen, Schriftstücken zu Patentanmeldungen, Patentstreitigkeiten sowie Unterlagen zur Gründung des Kaplan-Konzerns.
Sämtliche Bestände finden Sie in unserer Online-Sammlung.
In der TMW-Forschungsplattform finden Sie den digitalisierten Bestand zur Wiener Weltausstellung 1873 sowie ausgewählte Transkriptionen aus dem Nachlass von Alois Negrelli zum Suezkanal.
Text: Carla Camilleri, Leitung Archiv und Bibliothek

Rote Kassette für die Fotografien der Wiener Weltausstellung, 1873
Quelle: Technisches Museum Wien/Archiv

K. k. Reisepass von Alois Negrelli, ausgestellt am 5. Mai 1858 in Wien
Quelle: Technisches Museum Wien/Archiv

Skizze zur Schiffsschraube - Originalzeichnung Ressel, Wien, 1812
Quelle: Technisches Museum Wien/Archiv