Viktor Kaplan (1876–1934) ist der Erfinder der nach ihm benannten Kaplan-Turbine. Rund 1400 Konstruktionszeichnungen aus seinem Nachlass werden aktuell im Zuge eines Projekts systematisch konserviert.
Die Turbine Viktor Kaplans zeichnet sich in ihrer Bauweise durch eine um 1920 grundlegende Neuerung aus: Die flügelartigen Laufradschaufeln waren drehbar angeordnet und konnten damit an eine Änderung der Wassermenge angepasst werden. Sie erreicht somit eine hohe Drehzahl und einen gleichbleibenden hohen Wirkungsgrad. Besonders geeignet ist sie für Gewässer mit großen Wassermengen, geringem Gefälle und jahreszeitlich schwankendem Wasserstand. Die Kaplan-Turbine schloss damit eine Lücke im Einsatzgebiet zu den schon früher entwickelten Francis- und Peltonturbinen. Bis heute ist sie in ihrer Konzeption nicht wesentlich verändert worden und weltweit im Einsatz.

Die erste Kaplan-Turbine, gebaut von der Firma Storek in Brünn, ging 1919 in der Börtel- und Strickgarnfabrik M. Hofbauers Witwe im niederösterreichischen Velm in Betrieb. Sie ist im Technischen Museum Wien im Schausammlungsbereich Energie zu sehen. Die Konstruktionszeichnungen wurden durch das Technische Museum 1991 von Kaplans Enkel Gunter Weber erworben und sind Teil eines umfassenden Nachlasses zu Viktor Kaplan, der in mehreren Tranchen zwischen 1934 und 1991 ins Museumsarchiv gelangte. 2014 wurde der Nachlass von Viktor Kaplan ins UNESCO-Dokumentenregister „Memory of Austria“ aufgenommen und zählt damit zu jenen Dokumenten und Sammlungen, die eine große kulturelle Bedeutsamkeit und historische Wichtigkeit für Österreich haben.

Der Nachlass besteht zum überwiegenden Teil aus großformatigen Plänen in Form von Bleistift- und Tuschezeichnungen sowie zahlreichen Lichtpausen (Cyanotypien). Viele der Original-Handzeichnungen tragen die Signatur Viktor Kaplans, wobei vor allem die präzise ausgeführten Tuschezeichnungen von Kaplans Assistenten und Mitarbeiter Jaroslav Slavik angefertigt und dann von Kaplan signiert wurden. Die Zeichnungen zeigen unter anderem Turbinendetails wie Laufradschaufeln, Leitschaufeln, Saugrohrkrümmer, Teile von Versuchsturbinen, Turbinenanlagen in Mittel- und Nordeuropa, Francisturbinen und Peltonräder sowie Pläne zum Turbinenlaboratorium in der Deutschen Technischen Hochschule in Brünn.

Viele Pläne weisen deutlich sichtbare Schäden auf. Sie sind teilweise durch Schimmelbefall, „Fraßschäden“ und „Verschmutzungen von Insekten und Nagetieren“, Risse, Fehlstellen, Wasserränder und Rostflecken so schwer beeinträchtigt, dass sie für Forschungszwecke nicht benutzt werden können. Durch die vorsichtige Reinigung, die Sicherung von Rissen und Fehlstellen sowie die partielle Glättung von Faltungen werden die Pläne stabilisiert, um dann inventarisiert und digitalisiert zu werden. Das Material für die Verpackung des Bestandes ist strengen Qualitätskriterien unterworfen. Es werden nur Kartons und Papiere verwendet, die höchste Alterungsbeständigkeit aufweisen.
Der Bestand steht für Onlinerecherchen unter Laufradschaufel und Saugkrümmer zur Verfügung.
Oder möchten Sie Objektpate_in der Kaplan-Turbine werden? Objektpatenschaft im Technischen Museum Wien
Kaplan-Turbine vor dem Technischen Museum Wien
Kaplan-Turbine vor dem Technischen Museum Wien
Porträt Viktor Kaplan
Porträt Viktor Kaplan
Versuchsturbine, 1914
Versuchsturbine, 1914
Turbinenanlage in Himmelberg, handkolorierte Lichtpause, nicht signiert, 1918
Turbinenanlage in Himmelberg, handkolorierte Lichtpause, nicht signiert, 1918
Rissverklebung mit Japanpapier an einer Cyanotypie
Rissverklebung mit Japanpapier an einer Cyanotypie
Feinerschließung der konservierten Pläne
Feinerschließung der konservierten Pläne