Mi 10. Dezember 2025
In der Reihe „Objekt im Spotlight" stellen wir regelmäßig besondere Neuzugänge unserer Sammlung vor. In diesem Beitrag rücken wir ein Gerät in den Fokus, das zunächst wenig spektakulär wirkt, aber eine faszinierende Geschichte technologischer Innovation erzählt: den Excimer-Laser EMG 102.
Hinter der sachlichen Hülle aus Metall und Schläuchen verbirgt sich ein Stück Hochtechnologie, das seit den 1970er-Jahren ganze Branchen verändert hat. Dieses Modell zählt zu den ersten industriell gefertigten Excimer-Lasern – einer Laserart, die ultraviolettes Licht erzeugt und damit Türen zu Anwendungen öffnete, die zuvor verschlossen bzw. undenkbar waren.
 
Ein Laser, der Grenzen verschiebt
Seinen Ursprung hat das Prinzip in der Sowjetunion, wo 1970 – unter Mitwirkung zweier späterer Nobelpreisträger – erstmals die Idee eines Lasers entstand, der auf kurzlebigen Molekülzuständen, sogenannten „Excimeren", basiert. Die Firma Lambda Physik in Göttingen griff diese neuartige Technik früh auf und brachte ab 1977 erste kommerzielle UV-Laser auf den Markt. Der hier präsentierte EMG 102 gehört zu dieser frühen Generation.

Der Excimer-Laser EMG 102 in der Präsentation „Objekt im Spotlight“: Der Excimer-Laser EMG 102 in der Präsentation „Objekt im Spotlight“
Der Excimer-Laser EMG 102 in der Präsentation „Objekt im Spotlight“
Was ihn so besonders macht? Er arbeitet mit einem Gasgemisch aus Argon und Fluor, das in der Entladungskammer extrem energiereiche UV-Strahlung erzeugt – gepulst und mit einer Leistung von mehreren hundert Watt. Für Forschung und Industrie bedeutete das einen Durchbruch: Mit keinem anderen Lasertyp ließ sich damals so zuverlässig Licht mit derart kurzen Wellenlängen erzeugen. Genau diese Eigenschaft ist entscheidend, wenn es darum geht, winzigste Strukturen zu belichten. In der Ausstellung Materialwelten lässt sich nachvollziehen, welche Schlüsselrolle Excimer-Laser bei der Herstellung von Halbleiterchips spielten – einem Feld, das heute die Grundlage für Computertechnik, Medizinelektronik und künstliche Intelligenz bildet.
 
Vom Reinraum bis ins Herz – ein Allround-Talent
Doch der EMG 102 war nicht nur ein Werkzeug für die Mikrochipwelt. An der Fakultät für Elektrotechnik der TU Wien diente er als vielseitiges Forschungsinstrument: Mit ihm wurden schon in den 1970er-Jahren winzige Strukturen in Photolacken – lichtempfindlichen Beschichtungen – erzeugt, aber auch medizinische Anwendungen erprobt – etwa das Entfernen von Ablagerungen in Herzkranzgefäßen oder das Reinigen von Zahnwurzelkanälen. Das Laserlicht wurde dafür über eine spezielle Glasfaser in den Körper eingekoppelt.

Excimer-Laser EMG 102 mit Vakuumpumpe: Excimer-Laser EMG 102 mit Vakuumpumpe
Excimer-Laser EMG 102 mit Vakuumpumpe
Eine wichtige, wenn auch unscheinbare Begleiterin dieses technologischen Pioniers ist die Vakuumpumpe. Sie sorgt dafür, dass das empfindliche Gasgemisch im Inneren des Lasers stabil bleibt: Sie entfernt Verunreinigungen, saugt verbrauchtes Gas ab und schafft den nötigen Unterdruck. Da die verwendeten Gase teils giftig oder stark reaktiv sind, verhindert sie außerdem, dass gefährliche Stoffe austreten oder mit der Umgebungsluft reagieren können.
Zusammen erzählt dieses Ensemble eine Geschichte wissenschaftlicher Neugier, technologischer Durchbrüche und einer Forschungstradition, die an der TU Wien bis heute fortgesetzt wird.
 
Der Excimer-Laser EMG 102 mag äußerlich unspektakulär erscheinen – doch er ist ein leuchtendes Beispiel dafür, wie aus spröder Technik Innovationskraft entsteht.

Die Bespielungen des Sonderformats Objekt im Spotlight:
1.     Das Weltraumfenster
2.    Leihfahrräder in Wien
3.    Der „Zagato Zele“
4.    Der Rollenmeißel
5.    Kranmodelle
6.    Excimer-Laser EMG 102 (aktuelle Bespielung)