Die Dokumente zur Semmeringbahn gehören zu den weltweit ältesten und wertvollsten Archivalien zur Eisenbahngeschichte und sind seit 2017 im Weltdokumentenerbe-Register der UNESCO eingetragen.
Das Weltdokumentenerbe
Nach der Welterbekonvention von 1972 prüft und benennt die UNESCO einzigartige Stätten der Welt als „Weltkulturerbe“ und „Weltnaturerbe“. 1992 wurde ein neues Programm unter dem Titel „Memory of the World“ begründet, in dem das „Weltdokumentenerbe“ aufgenommen wird. Dabei handelt es sich um dokumentarisches Material, dem vom Welterbekomitee internationale Bedeutung, Authentizität und Unersetzlichkeit beigemessen wird. Aus Österreich sind 15 herausragende Dokumente und Sammlungen im Weltregister gelistet, darunter der frühe Dokumentenbestand zur Semmeringbahn aus dem Technischen Museum Wien. 
 
Der Dokumentenbestand 
Die unter der Leitung von Carl Ghega zwischen 1848 und 1854 errichtete Semmeringbahn wurde bereits unter Zeitgenossen als Pionierleistung bewundert. Sie gilt aufgrund des Trassenverlaufs und der Länge als erste Hochgebirgsbahn der Welt und wurde 1998 als weltweit erste Eisenbahnstrecke zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Doch nicht nur die Bahnlinie, sondern auch die Dokumente zur Semmeringbahn gehören international zu den frühesten technikhistorischen Dokumentationen des Eisenbahnwesens. 
Der Dokumentenbestand zur Semmeringbahn stammt aus dem historischen Museum der österreichischen Eisenbahnen (1886-1980). Das frühe Archivmaterial wurde vorwiegend von am Bau beteiligten Ingenieuren, von österreichischen Bahnverwaltungen sowie namhaften Persönlichkeiten des Eisenbahnwesens zusammengetragen. 
Die 164 Originaldokumente belegen, dass die zwischen 1848 und 1854 gebaute Alpenbahn schon während ihrer Entstehung als Pionierleistung international rezipiert und für künftig vergleichbare Bahnbauprojekte als richtungsweisend angesehen wurde. Notizbücher der Ingenieure, Skizzen, Zeichnungen, Aquarelle, Lithografien und Stahlstiche zeugen von der Entwicklung einer Großbaustelle in der Bergwildnis sowie vom Bau der imposanten Viadukte und Tunnel mit den technischen Möglichkeiten der Zeit. Konstruktionszeichnungen vom Lokomotiv-Wettbewerb (1851) sowie der ersten serienreifen Gebirgslokomotive belegen die Pionierleistung der Ingenieure, war doch damals der Einsatz der Eisenbahn für Steigungsstrecken in internationalen Fachkreisen höchst umstritten. Panoramen und fotografische Ansichten illustrieren den anspruchsvollen Streckenverlauf und veranschaulichen die Faszination, die die Gebirgsbahn in der wildromantischen Semmering-Landschaft auf die ersten Reisenden ausübte. Dokumente zu den ersten Jubiläen (1879 und 1904) belegen, dass die „Semmeringbahn“ schon früh als Meilenstein der Eisenbahntechnik wahrgenommen wurde.

UNESCO-Register „Memory of the World“: https://en.unesco.org/programme/mow
Alois Lahoda: Felsspitze im Adlitzgraben, Aquarell, 1849
Alois Lahoda: Felsspitze im Adlitzgraben, Aquarell, 1849
Lokomotive Vindobona, kolorierte Zeichnung, 1851
Lokomotive Vindobona, kolorierte Zeichnung, 1851
Imre Benkert: Viadukt über die Krausel-Klause, Farblithografie, 1854
Imre Benkert: Viadukt über die Krausel-Klause, Farblithografie, 1854