Alle großen Weltraumagenturen entwickeln derzeit Vorschriften zur Vermeidung von Weltraummüll und planen Missionen, um die Erdumlaufbahnen von Weltraumschrott zu reinigen.
In der Fachwelt und in der Öffentlichkeit gibt es ein wachsendes Bewusstsein für die Bedrohung der Raumfahrt durch die Frage der „space debris“. Das US Space Surveillance Network erfasst mit Stand Oktober 2019 20.000 künstliche Objekte in der Erdumlaufbahn, darunter befanden sich neben einsatzbereiten Satelliten auch ausgebrannte Raketenstufen, demissionierte Satelliten und Raketenteile. Daneben gab es aber schätzungsweise mehr als 128 Millionen Trümmerteile von einer Größe kleiner als 1 cm, 900.000 Trümmerteile mit einer Größe zwischen 1-10 cm und etwa 34.000 Trümmerteile mit einer Größe von mehr als 10 cm. Diese Trümmerteile sind mit einer Geschwindigkeit von 28.000 km/h unterwegs, werden von Jahr zu Jahr mehr und zu einer immer größeren Gefahr für die Raumfahrt. Die kulturelle und wissenschaftsgeschichtliche Bedeutung von Artefakten im Weltraum ist aber bis auf eine kleine, jedoch weltweite und wachsende Gruppe von Wissenschaftler_innen noch kaum im öffentlichen Bewusstsein verankert.

Die Unterschutzstellung der Apollo-Landeplätze am Mond ist dank der Arbeit von „For All Moonkind“ bereits weit fortgeschritten. Auf internationaler Ebene ist „For all Moonkind“ bestrebt, bei der in Wien ansässigen UN-Weltraumbehörde UNOOSA eine verpflichtende internationale Charta zum Schutz von Artefakten im Weltall zu verabschieden. Dabei sind vollkommen neue Fragestellungen international und interdisziplinär zu diskutieren, wie zum Beispiel die Frage der Umsetzung eines speziellen „Museumsyard Orbit“ für wichtige Artefakte – in Analogie zu den bereits bestehenden geostationären „Graveyard Orbit“ – für ausrangierte geostationäre Satelliten. Auch die Erstellung eines Katalogs von schützenswerten Artefakten im Erdorbit soll dabei diskutiert werden.

Museen haben die größte Erfahrung in der Bewahrung des kollektiven Erbes und Know-how für den Erhalt von Objekten. In diesem Kontext führen wir die Jugendlichen in die Erstellung von musealen Sammlungs- und Erhaltungsstrategien ein und evaluieren gemeinsam, was ihnen sammlungswürdig erscheint und was nicht. Wissenschaftliches Ziel ist die Erstellung einer potenziellen Cultural Heritage Space List für Artefakte in der Erdumlaufbahn, vergleichbar mit der UNESCO-Welterbeliste. Der Wunsch nach Erhaltung, Verewigung und Musealisierung soll mit den Citizen Scientists jedoch auch kritisch infrage gestellt werden. Immerhin ist dies ein ausschließlich menschliches Bedürfnis, das nun auf völlig unbemenschte Räume übertragen wird.
 

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